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Drittes Treffen am 21. Mai 2014 | 19 Uhr : Über das Thema "Unbeherrschte Sprache"
Gespräch mit Aiat Fayez (Autor/Wien), Dagmara Kraus (Lyrikerin /Berlin)
Moderation französisch-deutsch : Leopold de Verschuer
Thema :
Muss Sprache „beherrscht“ werden und was heißt „Sprachgrenze“? Was heißt „Sprachbeherrschung“ in einer Welt, deren Vergangenheit durch Kolonialismus bestimmt und deren Gegenwart von Migration geprägt ist. Wenn die Sprache ein Herrschaftsinstrument ist, wie kann man es umkehren? Der Ort, wo Sprache an ihre Grenzen kommt, ist dort, wo die Sprache an unsere eigenen Grenzen stößt. Und wenn wir diese Grenzen nicht als solche anzuerkennen bereit wären?
Vorgestellte Texte:
„Corps étrangers“ von Aiat Fayez (L’Arche Éditeur), „kleine grammaturgie“ von Dagmara Kraus (rouhbooks, Solothurn) [?], „Manuel“ von Alvaro Garcìa de Zúñiga (Studio art acoustique, WDR, Cologne)
Im Gespräch:
Aiat Fayez (geboren 1979, Autor, Iran-Frankreich-Österreich-Ungarn) studierte Philosophie in Paris. 2009 erschien sein erstes Buch Cycles des manières de mourir im Pariser Verlag P.O.L, gefolgt 2012 von Terre Vaine und Un autre, das im Februar 2014 herauskommt. 2010 verließ er Frankreich und Richtung Österreich. Sein erstes Theaterstück Les Corps étrangers erschien 2011 im Verlag L’Arche und 2013 in deutscher Übersetzung im Band ‘Scène 16’ bei Theater der Zeit. Aus vier verschiedenen Blickwinkeln untersucht der Autor hier die Unvereinbarkeit des Blicks des Fremden gegenüber jenem des Einheimischen in ihrer je unterschiedlichen Konditionierung.
Dagmara Kraus (geboren 1981, Lyrikerin, Übersetzerin, Polen-Deutschland-Südfrankreich) studierte Komparatistik und Kunstgeschichte in Leipzig, Berlin und Paris sowie Literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. 2012 veröffentlichte sie bei kookbooks ihren Debütband kummerang. Im selben Jahr erschienen unter dem Titel Wir Seesterne ihre Übersetzungen aus dem Polnischen von Gedichten Miron Bialoszewskis. 2013 erschien bei roughbooks der Gedichtband kleine grammaturgie.
Alvaro García de Zúñiga (Autor, Regisseur, Uruguay-Frankreich-Portugal) bewegt sich völlig furchtlos in seinen „Fremdsprachen“. Er schreibt hauptsächlich in Französisch. Mit virtuoser Musikalität spielt er auf der Klaviatur der „Fehler“, die er als Sprachmigrant in der Gastsprache produziert. Auf Deutsch inszenierte er zwischen seine Stücke Théâtre impossible (2001, FFT Düsseldorf, Sophiensaele Berlin), Exercices de frustration und RadiOthello (2007, Theater am Neumarkt, Zürich) und realisierte 2005-2006 im Studio Akustische Kunst des WDR seine radiophonische Gebrauchsanweisung in 10 Sprachen Manuel I, II & III. In Frankreich publizierte er in NRF bei Gallimard.