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P.S. Die linke Zürcher Zeitung, Montag 03. März 2008
Wirtschaft
Wer den hysterisch-nervigen ersten Teil von «radiOthello» am Theater am Neumarkt übersteht, findet sich nach dem zweiten Teil in einer viel versöhnlicheren Stimmung wieder und ist inhaltlich mit den Dramen, Intrigen und unfreundlichen Übernahmen der Wirtschaft anregend aufgekratzt worden.
Von Thierry Frochaux
Beim letzten Auftragswerk des Theaters am Neumarkt für Alvaro Garcia de Zunigas «Exercises de Frustration» war nach der Pause vor der Pause. Das wurde im ersten Teil zu einer beunruhigenden Komponente, denn soo doof ist kein Publikum, dass es die an sich einfache Auslegeordnung des Regisseurs und Stückeschreibers nicht längst verstanden hätte, bevor alles nochmals überdeutlich zum wiederholten Male dargelegt wurde. Aber seien Sie gewiss – nach der Pause kommt Erlösung. Ein maroder Radiosender mit strikt hierarchischen Rollenverteilungen will «Othello» aufnehmen, und die Chefin lässt als Sprecher einen schwarzen Star einfliegen, der der Sprache nicht mächtig ist. Die Diven beider Geschlechter sind not amused, und wenn dieser Mohr im zweiten Teil austeilt, als wäre er der Regisseur, ist vom sinkenden Schiff Radiosender noch der Hauptmast zu sehen. Denn die Spekulantin Inhaberin hat alle betrogen, der nächsthöhere alle unter ihm usw. Das gespielte Babel, mit Gleichzeitigsprechen und und eben dem fremdsprachigen Star ist vordergründig Mittel, um das eigentliche Babel, das hier herrscht, im zweiten Ted auch mit sehr viel mehr Fingerspitzengefühl und Wirkung zu zeigen. Die Kaffee(Klatsch)pausen sind die eigentlichen Orte der Verschwörungen, der geplanten Revolutionen, aber auch der Aussöhnungen. De Zuniga arbeitet mit sehr vielen, kleinen, sorgfältig eingesetzten Details, die ein wachsames Auge benötigen, um nicht übersehen zu werden. Dies und natürlich die zynische (aber realistische) letzte Endung dieses NichtOthello (... den DarstellerInnen) der Hauptgrund für die finale Versöhnung.